Russland kommt Afrika zu Hilfe
“Frage-Antwort” vom 28.10.2019
Moderator: Guten Tag, sehr geehrte Zuschauer, Zuhörer und Gäste im Studio! Heute ist der 28. Oktober 2019!
Die nächste Frage kommt von Sergej. Er bittet Sie, die Ergebnisse des Russland-Afrika-Gipfels zu kommentieren: «Die von Putin geäußerten Ideen bedeuten, dass Russland mit einer Strategie nach Afrika geht, die auf die Stabilität Afrikas und die Verbesserung des Lebens von einfachen Menschen abzielt, sowie auf die Schaffung von Voraussetzungen für die Überwindung der kolonialen Abhängigkeit von einer Reihe europäischer Länder – genauer von den transnationalen Konzernen. Aber das wird uns doch keiner verzeihen und niemand einfach so erlauben. Es wird starken äußeren Widerstand und Druck geben, weil für sie Afrika ein Leckerbissen ist. Die Liberasten haben schon geklagt, dass Russland die Schulden abgeschrieben hat, aber die Menschen hier hungern. Sind wir heute schon stark genug, um dem Druck gegen den neuen strategischen Kurs in Afrika zu widerstehen? Oder sind die Risiken, bei aller möglichen Gefahr, doch nicht so hoch?»
Valeriy Pyakin: Einer der ständigen Vorwürfe gegenüber Russland ist: «Die Sowjetunion hat ihre Verbündeten im Stich gelassen, ihre Versprechen nicht eingehalten usw.» Keiner fragt danach, in welchem Zustand die Sowjetunion bzw. Russland selbst war, in jenen 1990er Jahren, als Russland angeblich seine Verbündeten verraten hat. Russland ertrank im Blut, es hat gerade so überlebt.
Warum wurde denn Putin zum Staatsoberhaupt ernannt? Damit man jemanden an Jelzins Stelle an der Kreml-Mauer erschießen konnte – wie Ceausescu – aber eben so, dass Jelzins Klan dabei nicht zu Schaden kommt. Und wer wurde ausgewählt? Jemand aus der Gruppe um Sobtschak (den “Petersburgern”), mit der Jelzin (die sogenannte „Familie“) ohnehin große Probleme hatte. Erinnern Sie sich, wie Putin Sobtschak gerettet hat? Putin wurde ernannt und sollte dann als letzter Führer Russlands an die Wand gestellt werden. Es sollte alles zerfallen. Und wen sollte man dann dem Volkszorn opfern? «Putin! Er ist einer der Sobtschak-Leute. Da sind sie, schlachtet die Petersburger!» Das war ein sehr gut durchdachter Zug: Wenn nichts mehr zu retten ist, dann werden Putin und die «Petersburger» geopfert und die «Familie» ist gerettet. Und wenn Putin die Lage stabilisieren kann, dann ist er ein ehrlicher Mensch, der hält, was er verspricht – was dann ja auch so eingetroffen ist.

Putin hat den Staat wieder aufgebaut, obwohl er so eine Bürde wie die «Familie» tragen musste und obwohl Russland in einem Zustand war, dass alle sagten: «Niemand wird Russland mehr retten können». Alle Berechnungen nach dem Jahr 2000 gingen davon aus, dass Russland als einheitlicher Staat nicht mehr existieren wird, dass es nur noch Bruchstücke Russlands – kleine „Souvenir“-Staaten – gibt, die irgendwie als Ressourcen-Quelle für den Westen dienen können.
Die russische Welt, in der die Bewahrung der kulturellen Identität aller Völker gewährleistet wird, die zu einem einheitlichen Staat gehören (einen solchen Staat stellt Russland in allen seinen Ausprägungen dar: das russische Imperium und auch die Sowjetunion), sieht die Teilhabe aller an der gemeinsamen Sache vor. Das bedeutet aber nicht: wir kommen und beglücken Dich. Nein. Wenn Du die moralischen Werte eines solchen Staates und solcher zwischenstaatlicher Beziehungen akzeptierst, dann sind wir bereit, mit Dir zusammenzuarbeiten. Wenn nicht: sieh zu, wie Du selbst überlebst.
Aber was bedeutet es für Afrika, selbst zu überleben? Hier eine Illustration: In der vergangenen Woche wurde berichtet, dass Simbabwe kein Papier mehr hat, um Pässe drucken zu können und dass sie dieses Problem erst 2021 lösen können. Was wollen wir damit sagen? Man könnte meinen, dass das eine Kleinigkeit ist. Aber aus solchen Kleinigkeiten besteht die staatliche Steuerung und die Lebensqualität in jedem Staat. Wenn Du bei uns 14 Jahre alt wirst, erhältst Du einen Pass. Brauchst Du nach einigen Jahren einen neuen Pass, bekommst du einen. Darüber machst Du Dir nicht einmal Gedanken. Das ist eine ganz normale Tätigkeit eines Staates in unserer Zeit. Aber! Wir lesen in der Arbeit über den Staat: Jedes Volk, das in einem bestimmten technologischen Umfeld seine Staatlichkeit erhält, erschafft einen Staat in der Form und mit dem Verständnis, wie es in der Kulturgeschichte dieses Volkes verankert ist. Wenn es also in der Geschichte der afrikanischen Völker solche Pässe nie gegeben hat (das ist eine ganz andere technologische Kultur), dann ist diese Frage auch nicht in dem Maße in der Tätigkeit des Staates verankert, dass die Sache krisenfrei funktionieren würde.
Sehen Sie: Rhodesien ist zusammengebrochen – ein blühendes Land, das ganz Afrika ernährt und noch Lebensmittel exportiert hat. Jetzt ist das das arme Simbabwe. Südafrika hatte eine exzellente Medizin und Elektronik. Und was wurde aus diesem Land? Es ist ein im 21 Jahrhundert existierender Staat, dessen Volk in seiner Kulturgeschichte keine Erfahrung in der Führung eines Staates mit den technologischen Anforderungen von heute hat. Man muss ihnen helfen. Man muss ihnen Kompetenzen geben, die die kulturelle Identität des Volkes bewahren, die es aber auch diesen Völkern ermöglichen, in einem neuen Staat zu existieren.
Was bietet die russische Welt? Die russische Welt gibt allen Völkern, die keine eigene Staatlichkeit haben, die Möglichkeit, ihre kulturelle Identität zu bewahren. Und jeder Vertreter dieses Volkes erhält die Möglichkeit, sich als Staatsmann in unserem gemeinsamen Land zu verwirklichen. Dafür gibt es viele Beispiele im heutigen Russland und in der Vergangenheit.
Weshalb gab der Westen den ehemaligen Kolonien in Afrika überhaupt solch eine Souveränität, solche Staatlichkeit? („Alles im Rahmen des Kampfes um die vermeintliche Unabhängigkeit…“)? Die Unabhängigkeit wurde tatsächlich erforderlich, denn die Zeit war reif dafür, die Kolonialstaaten zerfielen – es war eine objektive Anforderung des 20. Jahrhunderts. In der Mitte des 20. Jahrhunderts zerfielen die kolonialen Besitzungen in Afrika. Es mussten Staaten geschaffen werden. Aber warum sollten diese Staaten gerade auf der Grundlage der Kultur der Völker, die in diesen Territorien lebten, aufgebaut werden? Der Grund ist folgender: Da diese Länder keine Erfahrung in der Führung eines Staates in einem modernen technologischen Umfeld haben, werden sie so nicht in der Lage sein, ihre eigenen Interessen zu verteidigen. Sie konnten nicht die Schätze ihres Landes vor dem Raub durch diejenigen verteidigen, die sie in der Kolonialzeit ganz offen geraubt hatten. Im Prinzip sind aus den ehemaligen Kolonialstaaten Afrikas Krypto-Kolonial-Staaten entstanden, die ihre Ressourcen nun selbst freiwillig denen überlassen, die sie früher auf strukturelle Weise ausgeraubt haben.
Im Prinzip verstehen die Afrikaner das. Sie brauchen ein überstaatliches Subjekt, welches ihre Nationalstaaten mit den Kompetenzen ausstattet, die ihr Funktionieren auf modernem Niveau und die Verteidigung der Interessen ihrer Völker gewährleisten. Und nur Russland stellt solche Kompetenzen UNEIGENNÜTZIG zur Verfügung.
Die Notwendigkeit anders vorzugehen, zum Beispiel in Lateinamerika, führte zu folgendem. Dort gibt es eine Art Symbiose mit den Konquistadoren aus einem europäischer Staat. Wie viele Konquistadoren gab es im Vergleich zur Gesamtbevölkerung? Was haben sie gebracht? Die Konquistadoren brachten dem Volk einen Staat eines anderen Niveaus, dessen Existenz sie aber auf der Grundlage ihrer eigenen Kultur sicherten – und in ihrem eigenen Interesse. Damit die lateinamerikanischen Staaten weiterhin Kolonien bleiben und nicht weit kommen. Daher sind diese Staaten arm (obwohl es dort auch Reichtum gibt), aber das Niveau ihrer Staatlichkeit ist ein ganz anderes. Es basiert auf ihrer nationalen Kultur – aber in Symbiose mit dem Wissen einer staatlichen Subkultur, welches die Konquistadoren mitbrachten.
Die Afrikaner sehen im Prinzip, dass jeder sie berauben will. Wir haben zusammen mit ihnen den ersten Gipfel durchgeführt. Aber schon seit dem Jahr 2000 wird alle drei Jahre zwischen China und Afrika ein solcher Gipfel durchgeführt. China ist sehr aktiv in Afrika. Aber! China ist die östliche Variante des allgemeinen kulturellen Schmelztiegels. Das heißt: dort verlieren die Völker ebenfalls erst einmal ihre kulturelle Identität. Und dann verlieren sie ihr Territorium und ihre Zukunft. Aber die Völker wollen sich ihre Zukunft erhalten. Sie brauchen also jemanden, mit dem sie zusammen gehen und ihre Zukunft bewahren können. Es ist also keine Verschwendung irgendwelcher Ressourcen.
Wieso schlagen sich alle um die Arktis und die Antarktis? Weil alle Territorien die Möglichkeit zu Manövern in der Globalen Politik und der konzeptuellen Macht bieten. Und in der Außenpolitik sind das konkrete Ressourcen und konkrete politische Vorteile. Und deshalb: Wie die Grenzen auf der Arktis gezogen werden, wird wesentlich die Souveränität Russlands bei der Nutzung des nördlichen Seeweges bestimmen.
Und so ist es auch mit allen anderen Territorien auf der ganzen Welt. Nirgendwo gibt es mehr besitzerlose Gebiete, alles ist bereits verteilt. Und die Konsequenzen sind auch klar. Wenn ein Volk seine Zukunft nicht bewahren will, dann wählt es entweder die chinesische oder die europäische Variante. Sie sehen aber, dass sie in Richtung China getrieben werden – der Westen treibt sie dahin. Sie hätten es dennoch gerne, dass ihr Volk überlebt und seine kulturelle Identität bewahren kann, haben jedoch in der Kultur des Volkes kein Wissen, mit dem sie in diesem MODERNEN technologischen Umfeld einen eigenen Staat aufbauen könnten. Das heißt, sie müssen dahin gehen, wo man dieses Wissen und diese Erfahrung bekommt – man muss zu Russland gehen.
Und am Tag der Eröffnung des Russland-Afrika-Gipfels sind unsere strategischen Bomber in Südafrika gelandet. Das hat gezeigt, dass Russland mit seinem militärischen Schutzschirm ALLE absichern kann. Und wenn wir uns vereinen, dann kann Russland helfen, weil Afrika dann an den gemeinsamen Prozessen teilnimmt. Die afrikanischen Staaten, die sich dazu entscheiden, mit Russland zu gehen, werden ihre kulturelle Identität bewahren und bekommen eine Zukunft. Diese zivilisatorische Wahl steht jetzt vor Afrika. Und wir haben es endlich geschafft, diese Stärke zu erreichen.
Man muss eine einfache Sache verstehen: Entweder bietet Russland diese konzeptuelle Wahl allen Ländern und Völkern der Erde, was jetzt (durch den heutigen technologischen Stand) möglich ist, was auch die Flüge dieser Flugzeuge bewiesen haben. Oder Russland bietet diese Möglichkeit nicht an. Aber wenn Russland diese Möglichkeit nicht anbietet, dann werden die Ressourcen von anderen global agierenden Subjekten kontrolliert, wodurch aber der Druck auf Russland größer wird.
Man muss verstehen: das sind keine Verbündeten – das ist ein einheitlicher Zivilisationsraum, das ist faktisch ein einheitlicher Staat, die russische Welt, gegen die der Westen kämpft. Deshalb gab es bei uns den Aufschrei von Liberasten: «Afrika werden die Schulden erlassen».
Aber was sind Schulden? Dort wechseln laufend die Staatsführer, Staatsstreiche sind an der Tagesordnung (bisher hat China es nur noch nicht geschafft, seine überstaatliche Diktatur zu errichten). So wie in Zentralafrika – dort herrschen fast gesetzlose Zustände, nur mit afrikanischer Spezifik… Was bedeutet also die Schulden erlassen? Es bedeutet nicht: «Sie haben Schulden? Es ist ok. Sie können das Geld behalten». Nein. Die Erlassung der Schulden bedeutet die Teilnahme an bestimmten weiteren Prozessen: der Erschließung von Lagerstätten, der Arbeit an Infrastruktur-Projekten. Es bedeutet, dass Russland stärker wird. Es verstärkt seine Ressourcen-Stabilität. Genau darum schreien alle Liberasten – sie wollen kein starkes Russland haben. Sie verstehen sehr gut: wir haben hier nur das erlassen, was wir ohnehin nicht zurückerhalten hätten. Aber dafür bekommt Russland die Möglichkeit, die Ressourcen dieses Landes zu nutzen – nicht nur die natürlichen, sondern auch die menschlichen. Das heißt, die Menschen werden zu aktiven Teilnehmern beim Aufbau einer Zivilisation auf der Erde nach dem Prinzip der russischen Welt. Alle, die Nationen und Völker beseitigen wollen, sind dagegen. Dementsprechend sind auch die Liberasten dagegen.
Fonds Konzeptueller Technologien