Ist Putin schwach? Geht alles verloren?
Eine Zusammenfassung der „Frage-Antwort“-Sendung vom 14.11.2022
Moderator: Ich grüße Sie, sehr geehrte Zuschauer, Zuhörer und Freunde hier im Studio. Heute ist der 14. November 2022.
Die Hauptfrage dieser Woche: Alle interessieren sich für die Situation rund um Cherson. Ich zitiere die Frage unseres Zuschauers Andrej: «Heute wurde vor unser aller Augen wiederum Verrat begangen. Die Stadt Cherson wurde kampflos aufgegeben. Wenigstens die Zivilisten hat man evakuiert. Man kann die Politik Putins unendlich lange beschönigen, indem man dies angeblich alles zur Rettung von Menschenleben macht und, dass die Regierung voller Verräter ist … doch wenn es so weitergeht, wird man vor dem Feind bis nach Moskau und weiter bis nach Ural zurückweichen. Sieht Putin das alles etwa nicht? Höchste Zeit für unser “staatsoberhaupt” einzuschreiten … “staatsoberhaupt” bewusst in Kleinbuchstaben geschrieben, da er seine Legitimität mit immenser Geschwindigkeit verliert … mein Vater, der Putin früher unterstützt hat, spuckt mittlerweile auf den Monitor, sobald er Putin sieht … Ich bin der Meinung, dass ein Maidan gegen Putin nur deswegen bisher noch nicht ausgebrochen ist, weil das Volk versteht, dass es in diesem Fall mit Russland sofort vorbei wäre und das russische Volk auch verschwinden würde. Und am Horizont sind weit und breit keine Bolschewiki zu sehen, die Putin ersetzen könnten.»

Valeriy Pyakin: Die Frage ist zweifelsohne voller Schmerz, eine allumfassende Frage. Solche Fragen tauchen jetzt sehr häufig auf. Auch im Internet haben sich viele ehrlich Sorgen um die Situation gemacht, allerdings mit guten Absichten Panik geschürt und damit unfreiwillig, ohne es zu verstehen, die Arbeit des ukrainischen Zentrums der informations-psychologischen Operationen (UPIO) unterstützt.
Woher rühren solche Fragen? Solche Fragen kommen ausschließlich aufgrund mangelnden Verständnisses zustande. Hier werden die Prozesse der Steuerung komplexer sozialer Supersysteme, darunter auch die der Staatssteuerung, nicht verstanden. Es geht niemals darum, Putin zu rechtfertigen. Davon ist überhaupt nie die Rede. Es geht allein darum zu verstehen, was passiert ist, und wo der Ausweg ist, vom steuerungstechnischen Blickwinkel her betrachtet, meine ich.
Und wenn man dem Präsidenten Putin daraufhin Vorwürfe macht wie: «sieht er etwa nicht?», «kann er dies und jenes etwa nicht tun?», «wie kann so etwas überhaupt zustande kommen?» , «diese sollen suspendiert werden und jene sollen befördert werden» … das hört sich wie Kinderkram an. Nur Kleinkinder, die noch an den Weihnachtsmann glauben, können so etwas sagen. Wer sich mit der Steuerung komplexer sozialer Supersysteme befasst hat, sollte diese Fragen ganz anders stellen.
Um die Sowjetunion zu stürzen, wurde der Personalpool über 30 Jahre lang vorbereitet. Es wurden steuerungstechnische Aktionen unternommen, um das System zu destabilisieren und um die Gegensteuerung abzufangen. Das alles hat sich nicht vor den Augen des Volkes abgespielt. Die Zeiten, zu denen all diese Aktionen stattfanden, hat das Volk als eine wohltuende Epoche wahrgenommen. Auch jetzt meinen die meisten, dass das Leben unter Breschnew gut war, besser als jemals zuvor. Und gerade, als man anfing, menschlich zu leben – holterdipolter ist das Land zusammengebrochen, so denken bis jetzt die meisten.
Hinzu kommt auch noch eine weitere Frage. Angenommen, Putin hat beschlossen, jemanden zu suspendieren, jemandem zu kündigen. Wer soll denn als Ersatz kommen? Durch wen soll wer ersetzt werden? Der Personalpool ist immer noch der alte. Die “Auswechselbank” für die Steuerung haben diejenigen vorbereitet, die die Sowjetunion zerstört haben. Das sind die Menschen, die die russische Fahne der kolonialen Abhängigkeit als heimisch wahrnehmen.
Die nächste Frage wäre: Wie bekommt man sie ausgetauscht? Primär geht es jedoch um das wer – wer soll sie ersetzen? Die “Auswechselbank” der höchsten Staatsbeamten haben diejenigen vorbereitet, die die Fahne der kolonialen Abhängigkeit Russlands mögen und lieben. Ihren Hass gegen Russland haben sie bereits mehrfach zum Ausdruck gebracht. Ich habe des Öfteren schon erzählt, wie die Katastrophe auf dem Sajano-Schuschensker Wasserkraftwerk organisiert wurde. Das war eine zielgerichtete Aktion, um Putin zu zeigen: «Dir ist Russland etwas wert, uns nicht. Uns hält nichts zurück, Russland in den Abgrund einer technologischen Katastrophe zu stürzen. Erst eine technologische Katastrophe, dann eine Umweltkatastrophe, und dann verschwindet Russland ganz.»
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