Die merkwürdige Reaktion des Westens und die Reaktion Russlands
Zusammenfassung der ersten Frage der „Frage-Antwort“-Sendung vom 13.02.2023
Moderator: Ich grüße Sie, sehr geehrte Zuschauer, Zuhörer und Freunde hier im Studio. Heute ist der 13. Februar 2023.
Am vergangenen Montag, dem 6. Februar, erschütterte das extrem starke Erdbeben die Türkei und Syrien. Das waren zwei aufeinanderfolgende Erdbeben mit einem Abstand von 9 Stunden. Im Zusammenhang mit diesem Erdbeben werden Sie gebeten, die sehr unterschiedlichen Reaktionen auf dieses Erdbeben zu kommentieren – die von Russland und die der westlichen Staaten. Was können Sie dazu sagen?

Valeriy Pyakin: In den Reaktionen auf dieses Erdbeben hat sich das konzeptionelle Wesen widergespiegelt. Auf der einen Seite sehen wir das Konzept aus dem Alten Testament, das im Westen herrscht. Auf der anderen Seite sehen wir das Konzept der russischen Welt. Im Konzept der russischen Welt gibt es kein fremdes Leid. Russland hat stets ein offenes Ohr und bemüht sich immer, zu helfen, egal um welches Leid es geht – sei es ein Erdbeben, sei es Hochwasser, sei es etwas anderes. Die westliche Welt lebt gemäß einem ganz anderen Konzept – «Du wirst über viele Völker herrschen und über Dich wird niemand herrschen;» … «die Söhne der Ausländer werden Deine Mauern bauen» … Der Westen lebt nach dem Prinzip: «Wenn einer fällt, schubse ihn».
Es wird behauptet, dass es irgendwelche “unterschiedlichen” Positionen westlicher Länder gibt, was Syrien und die Türkei betrifft. In der Realität hat der Westen diesbezüglich nur eine einzige Position. Der Unterschied besteht lediglich darin, in welcher Lage sich Syrien jetzt befindet und in welcher die Türkei. Danach richtet der Westen seine Politik aus.
Und wie sieht das rein äußerlich aus? Der Westen sagt: «Wir werden der Türkei helfen, aber Syrien nicht, weil Syrien unter Sanktionen steht». Entschuldigen Sie, aber Ihr habt doch die Sanktionen selbst eingeführt! Und es liegt im Ermessen des Westens, diese Sanktionen aufzuheben, zu pausieren, oder außerhalb der Sanktionen gezielte Hilfe zu leisten, um konkret den Menschen, den Erdbebenopfern, zu helfen. Suchtrupps kann man entsenden, Rettungshelfer, humanitäre Hilfe hinschicken und vor Ort durch eigene Strukturen verteilen – all das ist machbar. Leistet doch den Menschen unmittelbare Hilfe und zwar vor Ort – beim Aufräumen von Trümmern, bei der medizinischen Versorgung. Sobald diese Hilfe angekommen ist, kann man in den Sanktions-Modus gegen den syrischen Staat zurückkehren.
Doch das wird nicht gemacht und das ist der Haken: Egal um welche Sanktionen gegen den Staat es geht, es leidet vor allem die Bevölkerung darunter, davon wiederum die sozial Schwächsten, die ungeschützten Bevölkerungsschichten. Als der Iran einer wirtschaftlichen Blockade unterworfen war, haben eben die ärmsten Bevölkerungsschichten gelitten. Das Gleiche ist im Irak passiert. Nun beobachten wir das Gleiche in Syrien.
Auch wenn über Russland gesprochen wird, hören wir immer wieder: Alle Sanktionen, die gegen Russland eingeführt werden, sollen dem russischen Volk dermaßen weh tun, dass dieses Volk – dem Westen zuliebe – seinen eigenen Staat zerstört, einen Putsch verübt, der Jahre voller Leid erzeugt und daran stirbt. Nach solch einem Szenario würden eindeutig etliche Leidensjahre kommen, wie in den 1990ern, als die Bevölkerung rapide schrumpfte, als die Geburtenrate nach unten ging und die Sterberate nach oben, was durch Hunger, Kälte und Krankheiten sowie durch Bandenkriege bedingt war.
In den 1990ern war die russische Bevölkerung nahe am Aussterben – und das hat dem Westen gefallen. Man darf nicht vergessen, dass das Regime bzw. der Modus der 1990er durch westliche “Verbündete”, “Berater” – besser gesagt durch Betreuer und Kuratoren – konstruiert wurde, die an die Macht in Russland gekommen sind, die Verräter wie Gorbatschow, Jelzin und deren Cliquen an die Macht gebracht haben. Und niemals darf man Jelzins Rede im US-amerikanischen Kongress vergessen, als er sagte: «Tausend Jahre konnte der Westen nicht ruhig schlafen, weil es ein souveränes Russland gab. Das hat nun ein Ende – Ihr könnt beruhigt sein. Es gibt kein Russland mehr. Der Westen kann ruhig schlafen. Das tausend Jahre alte Russland steht der Verwirklichung westlicher Pläne nicht mehr im Wege». Das hat er offen gesagt. Das Video haben wir bei Telegram gepostet. Jelzin hat Russisch gesprochen, alle können seine Worte verstehen.
Es ging dabei nicht um den Abbruch des kommunistischen Regimes. Die Ideen des Kommunismus werden im Westen eigentlich nicht komplett abgelehnt – die Idee des russischen Bolschewismus hingegen schon. Auch bei uns pflanzt man Hass gegen die Bolschewiki ein. Wer hat damit angefangen, alles auf die “guten Kommunisten” und die “bösen Bolschewiki” zu schieben? Der Architekt der Perestroika, Alexander Nikolajewitsch Jakowlew. Wie er selbst gesagt hat, hat er das Land «durch das Rohr der Kanalisation zur Demokratie geführt». Konnte er etwa keinen anderen Weg finden? Was ist das für ein Architekt? Es war doch Jakowlew, der den “guten” Kommunismus vom “bösen” Bolschewismus getrennt hat. Jakowlew ist lediglich ein Frontmann, ein Aushängeschild bestimmter Positionen.
Nun rollt die Welt dem Dritten Weltkrieg immer näher. Und das wird der letzte Krieg werden. Albert Einstein sagte, «Ich weiß nicht, mit welchen Mitteln der Dritte Weltkrieg geführt wird, doch die Waffen des Vierten Weltkriegs werden eindeutig Stöcke und Steine sein». Nun gibt es Atomwaffen auf dem Planeten. Worauf will ich hinaus? Der britische Ministerpräsident (1937–1940) Neville Chamberlain sagte, als er von München zurück nach London kam: «Ich habe unserer Generation den Frieden mitgebracht».
Das war im September 1938. Genauer gesagt der 30. September, also kann man bereits von Oktober sprechen. Und schon ein Jahr später brach der Zweite Weltkrieg aus. Der erste September 1939 gilt als allgemein anerkanntes Datum des Kriegsbeginns. Und Chamberlain sprach von “Frieden”, den er mitbrachte. Und wie war genau Chamberlains Position? Ich mache einen Vergleich zu dem, was Boris Jelzin sagte. Wie war die Position von Chamberlains Partei, die offiziell verkündet wurde? Die Losung der britischen Partei war wie folgt: «Der russische Bolschewismus muss vernichtet werden, damit Großbritannien lebt». Das war das offizielle Motto.
Was allerdings interessant ist: Alle Bolschewismus-Gegner pflegten enge Beziehungen zu Schurken, zu lupenreinen russischen Feinden, sei es zu Hitler, zu Chamberlain, oder zu anderen, die dazu aufgefordert haben, Russland zu vernichten. Gorbatschow war gegen den Bolschewismus, zusammen mit Jakowlew, auch Jelzin war gegen den Bolschewismus. Und dann sagte er: «Ende aus, wir haben Russland für euch zerstört, der Westen kann ruhig schlafen».
Man sollte eine einfache Sache verstehen: Das Verhalten zum Bolschewismus ist ein Lackmustest, welcher die Einstellung zu Russland zeigt. Der Bolschewismus ist eine einzigartige Erscheinung der russischen Kultur. Der Bolschewismus war schon immer die Grundlage für die Renaissance Russlands. Und genau das ist es, was man hasst. Ich bin ein bisschen vom Thema abgewichen, um zu zeigen, wie der Westen die ganze Zeit auf die Vernichtung Russlands hindrängt.
Wir haben die westliche Logik bereits beleuchtet: Das Erdbeben in der Türkei wird als Desaster betrachtet und das Land bekommt Hilfe. Doch Syrien ist etwas ganz anderes. «Stürzt zuerst Baschar al-Assad, dann helfen wir Euch», heißt es. Würde der Westen etwa wirklich helfen? Ich habe doch erläutert, dass die Haltung des Westens gegenüber der Türkei, Syrien und auch Russland im Grunde identisch ist: Der Westen wird nicht helfen. Der Westen nutzt immer die Schwäche des anderen aus, um seine eigene Politik durchzuführen. Dementsprechend sehen wir bereits, wie westliche Staaten angefangen haben, der Türkei bestimmte innen- sowie außenpolitische Positionen aufzudrängen.

Erinnern Sie sich an den Putschversuch in der Türkei im Sommer 2016. Wofür sind solche Staatsstreiche gut? Um das Land zu Füßen des westlichen Herrn zu legen. So war das in Russland im Februar 1917, so war das bei allen sogenannten «Farbrevolutionen», so war es auf dem Maidan 2014. Erdogan ist auch antirussisch und prowestlich. Doch das ist immer noch zu wenig, nicht genug. Wenn manche behaupten, dass der Westen Russland “bemitleidet” und deswegen “verschont” hat, der irrt sich. Von wegen! Der Westen zerstört den Gegner immer soweit, inwieweit er – der Westen – die Kraft dazu hat.
Nun hat der Westen angefangen, Druck auf die Türkei auszuüben. «Ach – Dir geht es schlecht? Dann machen wir Deine Lage noch komplizierter. Und Dir wird nichts anderes übrigbleiben, als dieses und jenes zu tun.» Und was macht die Türkei? Die Türkei fing sofort an, bekannt zu geben, dass die Umfänge der Waffenlieferungen in die Ukraine nun steigen werden, dass die antirussische Position gestärkt wird. Russland wird auf jeden Fall helfen, das weiß Erdogan. Und der Westen – damit der Westen auch nur ein wenig hilft, muss man nachgeben, was die Staatssteuerung anbelangt.
Der Westen verbindet seine eigene materielle Hilfe immer mit einer Änderung der Staatsordnung. Serbien zum Beispiel… «Wollt ihr in die EU? Dann verzichtet auf das Kosovo. Ändert eure Außenpolitik, richtet sie gegen Russland.»
Was Russland angeht, ist es das Gleiche. Während der militärischen Spezialoperation stellt man uns immer wieder Bedingungen. Oder nehmen wir die Reformen aus den 1990ern. Oder das politische Verhalten der 2000er, als der Westen sagte: «Wir geben Dir etwas, was einen Cent wert ist, doch dafür wirst Du uns einen Euro geben und außerdem musst Du nach unserer Pfeife tanzen.» So entstanden bei uns staatliche Institutionen, die gegen den Staat und gegen das eigene Volk arbeiten. Das sind Okkupationsinstitutionen. Diese Institutionen sollte man vernichten oder umgestalten, weil Menschen, die zu Verrätern geworden sind, niemals im Sinne russischer Interessen handeln werden.
Nun hat Russland der Türkei gute und uneigennützige Hilfe geleistet. Wenn einer denkt, dass die Türkei dankbar dafür ist und Russland gut behandeln wird, der sollte diese Hoffnung aufgeben. Erdogan wird in der nächsten Zeit beginnen, Russland zu schädigen und sich zu rächen. Das ist sein Dankeschön für die russische Hilfe. Das ist sein Wesen. Ich habe einmal gesagt, dass die Türken so sind – ich meine das politische Wesen der Türkei als Instrumentarium, als Projekt-Staat. Das alles erlaubt Erdogan gar keine andere Position, zumal ihm diese Position ja aus Russland diktiert wird.
Wie oft habe ich gesagt: Es ist durchaus möglich, gegenseitig vorteilhafte Beziehungen zu Erdogan aufzubauen, die im russischen Interesse sind, dann wird Erdogan keine Waffen in die Ukraine liefern, doch dafür muss Russland anders agieren als zum jetzigen Zeitpunkt. Russland tut das jedoch nicht und so bleibt dem türkischen Präsidenten nichts anderes übrig, selbst wenn er – vielleicht – anders handeln wollte, trotz seiner Russophobie. Er mag ja die Türkei und möchte Staatsoberhaupt bleiben. Vielleicht würde Erdogan wirklich gerne manövrieren und andere Beziehungen zu Russland aufbauen, doch aus Moskau kommt stets ein Ultimatum: «Du wirst bestimmte Ressourcen nur dann bekommen, wenn Du antirussische Politik machst und Waffen in die Ukraine lieferst, damit die Russen weiterhin getötet werden.»
Es wird keine Veränderungen in der türkischen Politik geben… genauer gesagt, es wird sie geben, nämlich in Richtung Verschärfung antirussischer Positionen. Nur so. Es gibt keine anderen Varianten aufgrund der Verräter in den russischen Machtzentren.
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