Was ist der Unterschied?
Im Übrigen ist «Benderowzy» der korrekte Terminus. Putin wurde nun schon zum wiederholten Male von den Stenographisten korrigiert – statt «Benderowzy» wurde «Banderowzy» geschrieben.

Der Terminus «Benderowzy» kam zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts auf und zwar im Zusammenhang mit dem Großen Nordischen Krieg, als unterhalb von Poltawa (Ukraine) Karl XII. vernichtend geschlagen wurde. Damals hatten die Saporoger Kosaken den Zaren hintergangen und wollten mit Iwan Masepa (Hetmann der Kosaken) zusammen zu Karl XII. überlaufen. Doch sie waren noch auf dem Weg zu Karl XII., als dieser geschlagen wurde, und es geschah Folgendes: der Verrat wurde begangen, eine Strafe würde folgen, aber sie hatten keinen mächtigen Herrscher, auf den sie hätten bauen können (sie dachten ja, dass Zar Peter mit Karl XII. absolut nicht mithalten könnte) – das heißt, sie besaßen keine Stärke. Und da entschieden die Saporoger Kosaken, sich dem Zorn des Zaren zu entziehen, und zogen sich bis zum Schwarzen Meer zurück. Ein Teil blieb in der Stadt Oleschky (Ukraine) und ein anderer Teil ging nach Bender (Moldawien).
Der Teil der Kosaken, der sich nach Oleschky zurückgezogen hatte, bekannte sich vor dem Zaren zu seiner Schuld, erfuhr Vergebung und kehrte zurück. Die Bender-Kosaken allerdings, welche in die Dienste des türkischen Sultans traten und dachten, dass dieser sie ernähren würde, wie der russische Zar, unterlagen dabei einem Irrtum. Denn der türkische Sultan sprach zu ihnen:
– In meine Dienste treten dürft ihr natürlich – gar keine Frage. Aber ernähren müsst ihr euch schon selbst.
– Wie sollen wir das denn anstellen?
– Ja, wie wohl? Wir können slawische Sklaven gut gebrauchen – für solche werden wir euch bezahlen. Das soll eure Lebensgrundlage sein.

Daraufhin gingen diese Bender-Kosaken in der Ukraine auf Beutezüge mit dem Ziel, Russen als Sklaven gefangen zu nehmen, um sie an den türkischen Sultan zu verkaufen. Sie kehrten als Kosaken, die sie ja waren, in ein Dorf ein und dort wurden sie wie die eigenen Landsleute empfangen – sie bekamen zu essen und zu trinken. Und schlussendlich brachten sie ein paar dieser Leute um und alle übrigen, die für den Verkauf geeignet waren, banden sie aneinander und schleppten sie zu Sklavenmärkten. So ist der Terminus «Benderowzy» entstanden. Das heißt, das sind dem Anschein nach die eigenen Leute, stellen sich aber als Wechselbälger, Schurken und Bastarde heraus, die ihr eigenes Volk hassen und bereit sind, es zu hintergehen und zu verkaufen, um einer fremden Obrigkeit Dienst leisten zu können. Daher stammt dieser Terminus.
Mit den Benderowzy ist die russische Armee fertig geworden. Aber dieses Grauen, das sie in der Ukraine damals, zu Beginn des XVIII. Jahrhunderts, angerichtet haben, hat sich dauerhaft in der Sprache und in der Lexik des Randgebietes (rus.: okraina) von Russland (der Ukraine) verwurzelt und ist Ausdruck für einen konkreten Bedeutungszustand. Und im XX. Jahrhundert (das war Vorsehung von Oben) wurde dieser Bedeutungszustand dadurch untermauert, dass Stepan Bandera auf der Bildfläche erschien, dessen Name im Klang sehr ähnlich war. Das heißt, dieses faulige, ekelhafte Wesen der Benderowzy wurde durch einen OUN-UPAler (OUN = Organisation Ukrainischer Nationalisten; UPA = Ukrainische Aufständische Armee) – durch Bandera in die Gegenwart versetzt, wodurch der Terminus wieder gebräuchlich wurde. Bandera wurde quasi zur Verkörperung dieses Wesens.
Historisch korrekt heißt es also «Benderowzy», «Bender-Ideologie» usw. Seit dem XVIII. Jahrhundert existiert dieses Wort und ist mit dem moldawischen Ort Bender verknüpft. Und wenn irgendein Schlaumeier anfängt, in «Bandera» zu korrigieren, dann tilgt er damit 2 Jahrhunderte, die dieses Wort – «Bender-Ideologie» – existiert. Folgendes muss verstanden werden: «Benderowzy» heißt es korrekt ausgesprochen; und auf diesen Terminus muss man sich wieder besinnen – auf die «Bender-Ideologie». Ja, Stepan Bandera, der im XX. Jahrhundert lebte, ist bekannter und sozusagen repräsentativer. Er hat diesem Terminus allerdings lediglich Leben eingehaucht und ihn infolge seiner Lebenszeit verzerrt. Doch trotzdem hat er ihn bewahrt – er zeigt ein gewisses Wesen der menschlichen Verkommenheit auf: man hält sie für die eigenen Leute, doch es sind Unmenschen, einfach Unmenschen.
Aus der „Frage-Antwort“-Sendung mit Valeriy Pyakin vom 28.02.2022