Putins Frontbesuch

Ein sehr machtvoller Eingriff in die Armeeführung

Zusammenfassung der dritten Frage der «FRAGE-ANTWORT»-SENDUNG VOM 24.04.2023

Moderator: Zur Frage unserer Sendung vom 24.04.2023. Kommentieren Sie bitte die außergewöhnliche Reise Putins an die Front, in das Gebiet Cherson und die Lugansker Volksrepublik ohne Verteidigungsminister Schoigu und den Stabschef der russischen Streitkräfte Gerassimow.

Kommentieren Sie bitte die außergewöhnliche Reise Putins an die Front, in das Gebiet Cherson und die Lugansker Volksrepublik ohne Verteidigungsminister Schoigu und den Stabschef der russischen Streitkräfte Gerassimow.

Valeriy Pyakin: … die Präsenz dieser beiden hochrangigen Persönlichkeiten war auch nicht geplant. Drei solche hochrangige Personen auf einmal in der frontnahen Zone dem Risiko auszusetzen wäre nicht vernünftig. Doch Schoigu und Gerassimow fehlten da aus einem anderen Grund – aus demselben Grund, warum Putin dort war.

Solange die Lage normal ist, ist es nicht erforderlich, dass der Oberbefehlshaber die Front aufsucht. Der Oberbefehlshaber besucht die Front nur, wenn es konkrete Gründe gibt, wenn man genau weiß – nicht nur vermutet, sondern genau weiß – dass Informationen verzerrt geliefert werden. So war Stalin während des Großen Vaterländischen Krieges nur einmal an der Front, um ein Machtwort mit Schukow zu sprechen, um ihn in gewisser Weise zu unterdrücken.

Über die Arbeit von Waleri Gerassimow haben wir bereits gesprochen. Als man ihn zum Oberbefehlshaber der militärischen Spezialoperation in der Ukraine beförderte, sagten wir, dass er die Wahl hat: Entweder outet er sich als Wlassow, oder als Schukow. Wie wir sehen, bevorzugt er das Erste. Er macht alles, damit das ukrainische Hinterland nicht desorganisiert wird, damit jedes Geschoss, jede Patrone, jeder Panzer, jeder Soldat die Frontlinie erreicht, damit der Krieg volles Programm läuft. Wäre das ukrainische Hinterland kollabiert, wäre der Krieg längst zu Ende. Doch das will Gerassimow nicht. Er will, dass die Russen weiter getötet werden. Dafür tut er alles. Und natürlich lügt er, um seine Position zu begründen.

Erinnern Sie sich bitte, wie ein Durcheinander an der Front organisiert wurde. Erst hatte der Generalstab das Kommando. Dann wird General Dwornikow zum Oberbefehlshaber ernannt – doch die wahre Entscheidungsgewalt bleibt beim Generalstab.

Wozu braucht man einen Kommandeur vor Ort, wenn der Generalstab weiterhin alle Hebel in der Hand hält? Dann kommt General Surowikin – und, basierend auf Dwornikows Erfahrung, wird dessen Befugnis erweitert. Doch Surowikin erwies sich als sehr effizient und wollte nicht nachgeben. So ist Surowikin wieder weg, und wieder hat der Generalstab alleine das Sagen.

Russland braucht einen Sieg, wie die Luft zum Atmen. Das verstehen alle. Man zwingt Russland in ein Wirrwarr, um das gesamte Hinterland zu sprengen.

Es wird gerade viel über die ukrainische Gegenoffensive gerätselt. Man muss etwas ganz einfaches verstehen: Unser Gegner wartet nicht, bis passendes Wetter kommt; er wartet auch nicht auf irgendwelche Munitionslieferungen; er wartet, bis in Moskau der Putsch komplett ausreift. Dann wird die Gegenoffensive lediglich als Kulisse dienen. Dann wird der Putsch herbeigeführt, was die Steuerung der Streitkräfte soweit desorganisiert, dass man sie zerschlagen kann – und dann wird die komplette Kapitulation unterzeichnet. Solange Moskau nicht so weit ist, solange Moskau nicht vollständig bereit ist, einen Putsch zu verüben, spielt man auf Zeit.

Doch es gibt zwei Arten der Logik – die der Vorhaben und die der Umstände. Die Logik der Vorhaben besagt: Abwarten, bis der Putsch ausgereift ist. Und die Logik der Umstände zwingt den Gegner, irgendetwas mit dieser Gegenoffensive zu entscheiden, sobald das Wetter günstig wird. Anders geht es nicht. Die Mechanismen laufen bereits. Unternimmt die Ukraine nichts, fängt die Ukraine an, zusammenzubrechen, weil die Spannung zu hoch wird. Wie in einem PKW, bei dem der Motor wegen zu hoher Belastung kaputt geht, bzw. auseinanderfällt, Sie wissen was ich meine … Dieses Szenario wird nicht zugelassen. Die Ukraine beliefert man doch nicht ohne Grund mit Waffen, nicht einfach so, sondern gegen Russland, um Russen zu töten.

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